Mittwoch, 9. März 2016

Gear Review: Zehenschuhe von Vibram für's Wandern. Fivefingers Lontra und Trek Pro

Vibram produziert die Zehenschuhe für verschiedene Einsatzbereiche. 

Der Lontra und der Trek Pro sind für's Trekking gedacht. Wollen wir doch mal schauen, wie gut es sich damit wandern lässt!

Zehenschuh für den Wintereinsatz konzipiert, aber für nichts zu gebrauchen. Aber die Sohle hält ewig!



Der Lontra wird als Wintermodell angepriesen und das Paar wiegt 420 Gramm. Das Obermaterial ist teilweise aus Neopren und schließt um den Knöchel gut ab. Wie dünn die Sohle selbst ist, lässt der Hersteller offen, aber er gibt eine EVA-Zwischensohle mit 4 mm an.

Alleine mit der Zwischensohle befinden wir uns in einem für "Barfußläufer" nicht mehr hinnehmbaren Bereich. 
Die zu dicke Sohle begründet Vibram mit der besseren Isolierung vor Kälte. 

Der Schuh ist "zero drop", also ohne Gefälle von der Ferse zum Fuß.


Wie macht sich der Schuh in der Praxis?

Ich will es gleich vorweg nehmen: Besch.....

Die Sohle ist zu dick, um ein Gespür für den Untergrund zu bekommen. Die Sohle isoliert aber in der Tat gegen Kälte. Der Fuß wird trotzdem anfangen zu frieren, selbst wenn es noch weit über Null Grad ist. Das liegt an dem eng anliegenden wenig atmungsaktiven Obermaterial. Der Fuß wird feucht und es wird bitter kalt. Socken kann man aber nicht im Schuh anziehen, dann wird es zu eng.

Durch die Separierung der Zehen könenn diese sich aber auch nicht mehr warmhalten. Sieht aber toll aus!

Mehr Design als Funktion.


Für den Wintereinsatz ist der Schuh unbrauchbar, für den Sommer ist er viel zu warm.

Das Neopren, das dafür sorgt, dass der Schuh am Knöchel abschließt, scheuert die Haut auf und verursacht Blasen und Wunden. Der Effekt stellt sich schon nach ein paar Kilometern ein.


Dieser Winterschuh ist nur für Leidensfähige!


Wie sieht es denn mit dem Trek Pro aus. Macht er die Sache besser?

Der Trek Pro hat die gleiche Sohle wie der Lontra. Viel zu dick! 

Robuste Sohle und besserer Tragekomfort als der Lontra.


Das Obermaterial ist aus mehreren Schichten zusammengesetzt, das sorgt für ordentlich Wärme. Für den Sommer ist es zu warm. Im Winter hat man die gleichen Probleme wie oben schon beschrieben.

Der Trek Pro ist mit 406 Gramm etwas leichter als sein winterlicher Bruder.

Da der Trek Pro keinen hochgezogenen Schaft hat, drückt er sich auch nicht ins Fleisch. Er trägt sich somit schmerzfrei. 

Fazit:

Wenn jemand an Barfußschuhe denkt, denkt er an Zehenschuhe von Vibram. Vibram hat in diesem Bereich wahrscheinlich den allergrößten Marktanteil.

Zehenschuhe sind eine witzige Marketingidee. Man kauft sie, weil sie cool aussehen und weil sie doch so "barfuß" sind, sind sie doch so gesund! Denkste!!!

Ich will hier mal etwas Fundamentalkritik an Vibrams FiveFingers üben.

Die Sohlen sind zum Barfußgehen einfach zu dick. Barfußgehen macht nur Sinn, wenn ich den Untergrund spüren kann. Vibram hat wohl erkannt, dass der Markt für die echten "Barfußgeher" doch sehr übersichtlich ist und daraufhin Schuhe produziert, die dem unbedachten Käufer, der eigentlich kein Barfußgeher ist, suggerieren, dass er jetzt auch gesund laufen könne, ohne jeden Stein zu spüren.

Das funktioniert aber nicht!

Was Vibram hier tut,  ist schon fast gesundheitsschädigend.
Die viel zu dicken Sohlen verleiten zum Fersengang. Deswegen finden viele Leute diese Schuhe so toll. Einfach Zehenschuhe an, und weitergehen wie immer. Und schon tut man was für seine Gesundheit!

Tatsache ist, dass man sich so seine Gesundheit ruiniert. Fersengang in Vibrams oder ähnlichen Schuhe anderer Hersteller mit zu dicken Sohlen führen zu Schädigungen der Knochen oder Überlastungserscheinungen!

Nur ohne Schuhe oder mit einer Sohle von max. 3mm kann man "barfuß" gehen. Und ja, man spürt jeden Stein. Das ist doch der Trick!

Die Zehenschuhe verkaufen sich wie eine Wunderpille zum Abnehmen: einfach essen, nach zwei Wochen 20 Kg Gewicht weniger, obwohl man sonst nichts in seinem Leben ändert.

Zweitens - ja, ich bin noch nicht am Ende!  - haben Zehenschuhe einfach keinen guten Tragekomfort. Das Obermaterial ist in der Regel zu dick und zu warm. Es liegt auf der Haut auf und lässt den Fuß schwitzen. Und das auch im Winter. Dann kühlen die Füße aber schnell aus.

Vibram ist ein gutes Beispiel dafür, wie eine schlaue Marketingidee sich in die Hirne der Kunden einnistet und der Begriff Zehenschuh nahezu synonym mit Barfuß verwendet wird, obwohl das eine mit dem anderen nichts zu tun hat und im Gegenteil gesungheitsschädlich ist.

Wertes Publikum, ich Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

Bitte beachte zum Thema Barfußgehen auch meine Postreihe.






2 Kommentare:

  1. In Deiner Einschätzung bzgl dem Fersengang stimme ich Dir zu. Der Rest ist Pauschalisierung und somit falsch. Nach langer Zeit mit Schmerzen, Humpeln und zeitweise Gehen an Krücken soweie Arztbesuchen aufgrund einer chronisch geschädigten Archillesverse brachten mir Zehenschuhe binnen weniger Tage die Erlösung. Anfangs SkeleToes von Fila, dann FiveFinger von Vibram. Die Schuhe heilen meine Sehne zwar nicht, aber mit ihnen kann ich wieder normal laufen, und mit der dadurch veränderten Sichtweise (anderer Bewegungsablauf) fahre ich wieder Skateboard und BMX, spiele Fußball mit meinen Kindern usw. Also bitte nicht etwas verteufeln, was man selbst nicht lange genug getestet hat. Ich glaube, nach inzwischen vier Jahren Zehenschuhen kann ich sagen, dass diese Teile für mich einfach genial sind. Lediglich an die nassen für im Winter muss man sich erstmal gewöhnen ;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Olaf,

      ich will nicht abstreiten, dass ich hier dick aufgetragen habe. Aber ich mache die Tests aus meiner subjektiven Erfahrung heraus.

      Meine langjährige Erfahrung (also knapp vier Jahre) mit den Five Fingers (und einigen anderen Barfußschuhen anderer Hersteller mit dickeren Sohlen, siehe Tests) war nicht gut. Wahrscheinlich hast Du in meiner Rubrik "Art of Hiking" schon gelesen, wie die Umstellung zu barfuß bei mir lief. Durch die - hat sich ja erst später herausgestellt - zu dicken Sohlen, bin ich falsch gegangen und habe mir dabei über einen längeren Zeitraum (ich spreche hier von knapp 2 Jahren) ziemlich weh getan und musste auch ab und an Lauf- und Gehpausen von ein bis zwei Wochen einlegen. Das war immer noch besser als in meinen traditionellen Wanderschuhen! Aber die Lösung bzw. Erlösung kam erst ohne Schuh und danach mit Tragen von Schuhen mit superdünnen Sohlen (also unter 3mm). Erst dann hatte ich keine Schmerzen und Probleme mehr. Im Rückblick kann ich sagen, dass sowohl die Five Fingers, als auch die Vivobarefoots und die Lizards und die Merrells meinen Umstellungsprozess unnötig verlängert haben, weil die Füße zu wenig Input von unten erhielten und sich mein Körper daher falsch an die neue Gehsituation angepasst hat.

      Wenn Du die Umstellung auf barfuß auch mit der dickeren Vibramsohle geschafft hast, Respekt! Und das meine ich ganz ehrlich.
      Tatsache ist - und ich glaube, da sind wir uns beide einig - es gibt nichts besseres, als auf dem Mittelfuß zu gehen und nie wieder über die Ferse abzurollen!
      Viele Grüße
      Matthias

      Löschen