Donnerstag, 18. Februar 2016

Wanderungen: Karnevalsspecial: Fasching in der Pfalz 2016

Wichtiger Hinweis: die hochdeutschen Untertitel befinden sich in den eckigen Klammern [...]!

Vom Bahnhof Annweiler steigt der Weg hoch zum Turnerheim. Die B 10 dröhnt hier oben ganz schön. 

Der Trifels über Annweiler. Die Burg war im Mittelalter viel kleiner. Die Nazis haben sie so klotzig wie sie heute ist als eine Art "Reichsehrenmal" erbaut.


Wir wandern zum Krappenfelsen, von dem man eine schöne Aussicht auf Annweiler und den Trifels hat.




Blick vom Krappenfel nach Annweiler. Im Hintergrund links: der Trifel, rechts am Horizont der Asselstein.


Auf dem Krappenfelsen treffen wir drei ältere Herren in unauffälligen Outdoorjacken, die sich über die schöne Aussicht freuen.

Ei des do hinne ist es Naturfreundehaus Onnweiler! 
[Da hinten ist das Naturfreundehaus von Annweiler!]
 

Wo? Welles mänsche donn?
[Wo? Von welchem Haus sprichst Du denn?]

Ei des große do hinne mit dem helle Dach!
[Das große da hinten mit dem hellen Dach!]

Ach des! Ja jetzt sieh ischs a! Ach, des is es Naturfreundehaus Onnweiler!
[Ach das, jetzt sehe ich es auch! Ach, das ist das Naturfreundehaus von Annweiler!]

Wir haben die drei Herren höflich darauf hingewiesen, dass das Naturfreundehaus Annweiler nicht das große mit dem hellen Dach, sondern das gelbe mit dem roten Dach direkt am Waldrand ist.

Ach, des is es Naturfreundehaus Onnweiler! Ach so, jetzt ja!
[Ach so, das ist das Naturfreundehaus von Annweiler! Ach so, jetzt ja!]
 

Der Weg vom Turnerheim Annweiler zum Krappenfelsen ist übrigens keine Freude. Forstarbeiten haben den Wanderweg zunichte gemacht. 





Vom Krappenfelsen aus klettern wir über Baumstämme, die von den Forstarbeiten zurückgelassen wurden. Irgendwann finden wir wieder unseren Weg und folgen ihm bis zur Jung-Pfalz Hütte.  



Kurz vor der Jung-Pfalz Hütte führt der Weg über einen kleinen Gipfel. Der Weg ist für Mountainbiker mit Schanzen und Sprüngen präpariert. Da würden wir auch mal gerne runtersausen!

Blick von der Jung-Pfalz Hütte gen Westen über den Pfälzer Wald


Die Hütte selbst kündigt sich schon weithin mit einem heftigen Dieselgeruch an. Der Motor versorgt die Hütte mit Strom. Wir genießen die Aussicht und gehen auch gleich weiter und treffen wieder auf die drei Herren, die sich nun in der Hütte einen Umtrunk genehmigen möchten. Wir sprechen sie auf pfälzisch an:

Ei do sinner jo widder!
[Na, da seid Ihr ja wieder!]

Eijo, hat a bissl gedauert, gell?!
[Ja klar, hat bei uns nur ein bisschen gedauert!]

Das Wetter ist so schön geworden, dass wir in T-Shirts weitergehen. Der Wald ist hier sehr ruhig. Unser Weg führt nach Eusserthal. Uns entgegen kommt ein Pfälzer mit rundlichem Gesicht und Bauch in Leggins und Turnschuhen. Er beeilt sich, an uns vorbeizukommen und grüßt recht freundlich.

Vor der Eusserthaler Klosterkirche genehmigen wir uns ein Sonnenbad. An den Fenstern der Häuser oder hinter deren Gardinen sind oft alte Leute, die sobald man winkt, das Winken so freudig erwidern, dass man Angst hat, sie fielen durch die plötzliche Bewegung aus dem Fenster. Das erinnert uns an winsame Pferde auf der Weide. Sobald man vorübergeht, kommen sie aus Langeweile neugierig angetrabt.

Die Klosterkirche in Eusserthal

Wir verlassen Eusserthal in westlicher Richtung, um dann nach Süden wieder zur Jung-Pfalz Hütte zu gelangen.

Als wir das Tal verlassen und einen schmalen Weg nach oben wandern, kommt uns wieder der rundliche Herr in Leggins entgegen. Wir sprechen ihn wieder auf Pälzisch an:

Ei do bische jo widder!
[Da bist Du ja schon wieder!]

Eijo! Do honna jo a großi Runde geloffe!
[Ja klar! Dab seid Ihr ja eine große Runde gewandert!]

Jo, es geht. 
[ Na ja, es hält sich in Grenzen.]

Gehn do owwe noch uff de Almersbersch, wonn na schun emol do sin! Do honna e subber Aussicht!
[ Wenn Ihr schon mal hier in der Gegend seid, dann geht noch auf den Almersberg. Von dort habt Ihr eine klasse Aussicht!]

Alles klar, mache ma, donke und Tschüss!
[Alles klar, werden wir tun. Danke und Tschüss!]
 
Den Almersberg mit der schönen Aussicht haben wir dann doch rechts liegen gelassen.Wir wollten ja noch Kaffee und Kuchen in der Jung-Pfalz Hütte zu uns nehmen und vor Anbruch der Dunkelheit in Annweiler sein.

Auf Sandstrand zur Hütte!


Richtung Hütte trafen wir auf etliche Mountainbiker. Egal wie steil der Weg war und wie angestrengt sie waren, immer wurden wir gegüßt. 

Um die Hütte war schon reges Treiben in der winterlichen Sonne. Wir wollten aber unbedingt in der Hütte sitzen.

Der Gastraum ist urgemütlich. Die Hütte wird vom Verein selbst betrieben und hat keinerlei kommerzielle Ausrichtung. Eine Gruppe älterer Wanderer will wieder weiterziehen und macht uns Platz frei. Am Nachbartisch spielen ältere Vereinsmitglieder Gitarre und singen Bergklassiker. Gegenüber der Gitarrenoma sitzt ein altes Paar in Karnevalskostümen im Look der 20er Jahre. War wahrscheinlich ihre Jugendzeit!

Ein jüngerer Herr aus der Gesangsgruppe, wohl um die 60, mustert uns schon die ganze Zeit. Plötzlich sagt er, na ja es war wohl eher ein Schreien (so machen das die Pälzer Krischer):

Bisch Du aus Deidschlond?
[Bist Du ein Deutscher?]

Eijo, was dänkschn Du?
[Ja klar, seh ich etwa aus wie ein Chinese?]

Du siehsch so idaliänisch aus!
[Du siehst  wie ein Italiener aus!]

Ja, sieht nur so aus. Bin schun a äschda Pälzer!
[Keine Angst! Ich bin ein echter Pfälzer!]

Das konnte er nicht nicht so ganz glauben. Er blieb misstrauisch, währen die Gitarrenoma heftig in die Saiten griff und der Chor zur nächsten Strophe der "Bergvagabunden" überging.

Auf unserer Bank ließ sich ein kahlköpfiger Mountainbiker mit einer deftigen Wurstplatte nieder.

Konn isch die Bonk grad emol a bissl vorziehe?
[Darf ich die Sitzbank mal etwas gerade rücken?]

Ja klar, kä Probläm!
[Ja klar, kein Problem!]

Der Zweifler erhob sich vom Tisch der Gesangsgruppe, setzte sich zu dem Mountainbiker und sagte, während die Gitarrenoma den "Pfäzer Wind" anstimmte:

Du bisch doch a Idaliäner!
[Und Du bist doch ein Italiener!]

Der Bursche war ganz schön hartnäckig! Aber seine nachfolgende Argumentation hatte zumindest eine bestechende Einfachheit:

Du bisch Idaliäner! Du hasch doch a blaues Tshirt on!
[Und ob Du ein Italiener bist! Du trägst doch ein blaues Tshirt!]

Ich schaue ihn mit goßen Augen an. Ich schaue an mir hinunter. Tatsächlich. Ich trug ein blaues Tshirt! Wäre mir ohne den Herren wohl nie aufgefallen!

Während mein kurzer Selbsterkenntnisspozess zu einem schnellen Ende gelangte, trällerte er auch schon wieder los: 

Azurrrrro,......

Er fand sich unglaublich witzig und wir waren mit Kaffee und Kuchen fertig.

Vor der Hütte genossen wir noch einmal die warme Sonne und studierten die Karte.

Nochmal die Aussicht von der Hütte


Aus dem Augenwinkel konnten wir einen Einheimischen erhkennen, der uns aus ungefähr fünf Metern Entfernung unsicher ansah und dann beschloß, zu uns herüber zu kommen:

Gäbbds die grüne Kaade noch?

[Sind die Wanderkarten mit dem grünen Deckblatt noch zu kaufen?]

Er meinte unsere Topographische Karte, die wir in der Hand hielten.

Isch wäß ga nätt! Die homma schun long nimmie im Lade gesieh.
[ Ich weiß es gar nicht. Ich habe sie schon lange nicht mehr  im Handel gesehen.]

A Freund vun mir hat gsaad, die wern besser wie die neie Wonnakaade, dies do gäbt.
[Ein Freund von mir hat gesagt, dass diese Karten besser als nie neueren Wanderkarten seien.]

Ja des stimmt. Die sinn viel detaillierter. Awwer gugg emol do: die is noch nätt so alt. Do is noch a Preisschild dro, die känne  mar erschd vor ä, zwä Johr kaaf hon!
[Ja, da hat er Recht! Diese hier sind viel detaillierter. Aber die kann noch nicht so alt sein. Auf der Karte ist noch das Preisschild. Die kann höchstens ein oder zwei jahre alt sein!]

Ja klasse. Isch hab die schun long nimmie gsie! Is jo a klar: Die hat jo a ISBN-Nummer, do muss je noch zu kaafe sin.
[Ja klasse. Ich habe diese Karten schon lange nicht mehr im Handel gesehen! Aber schau mal hier: die hat noch eine ISBN-Nummer, dann muss sie auch noch käuflich zu erwerben sein!]

Er bedankte sich bei uns und er ließ uns staunend zurück. 

Nach einer Stunde sind wir wieder in Annweiler. Streckenweise war es schön!


Durch das Gebiet der Forstarbeiten wieder zurück nach Annweiler




2 Kommentare:

  1. Habt ihr bei Euren Wanderungen immer ein Diktaphon laufen?

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  2. Auf keinen Fall! Aber die prägnanten Dialoge vergisst man sein ganzes Leben lang nicht mehr!;-)

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