Sonntag, 17. Januar 2016

Declassified:Wald in Deutschland oder was davon übrig ist




Wald – ein Stück deutsche Seele!!!?


Wenn man sich mit deutscher Literatur und Geschichte befasst, wird einem klar, dass der Wald in Deutschland zu einem nationalem Symbol erkoren ist.

Ein deutscher Oberstudienrat –klassischer Vertreter des deutschen Bildungsbürgertums -sagte mir einmal, dass den Deutschen der Wald in die Seele eingeschrieben sei. Er, der Deutsche, könne sich nicht dagegen wehren, schliesslich dominiere der Wald das hiesige Landschaftsbild .


 

In unzähligen Gedichten, Novellen und Romanen lässt sich die These des Lehrers nachweisen
 ( dazu stöbere man im Kanon der reaktionären Romantik, nationalchauvinister Gedichte eines Körner, von Kleist, von Arnim etc.). Ganz zu schweigen der schwülstige Kanon der Neo-Romantik eines George, und der jüngeren Vertreter wie z.B. Hermann Löns).

Auch Gemälde und Musikstücke aus der Zeit des aufblühenden Nationalismus beweisen die nationale Bedeutung des Waldes. Damit ist klar, wes Geistes Kind jemand ist, der obige Behauptung für bare Münze nimmt! 
Aber das nur am Rande - denn betrachtet man die tatsächliche Existenz des Waldes in Deutschland und meditiert über den Sinn des Oberlehrer-Zitats, kommt man zu dem Schluss, dass die deutsche Seele sich in einem erbärmlichen Zustand befindet.


Wald in Deutschland –eine höllisch lebensfeindliche Plantage


Der Wald begegnet einem Wanderer als plumpe Forstplantage, deren Sinn und Zweck es ist, möglichst rasch Buchen- und Fichtenholz zu liefern.

Aufgrund des Nährstoffmangels im Boden wird durch die Landesforsten regelmäßig Kalk über den Wäldern ausgestreut. Ob der Nährstoffmangel entsteht, weil es sich um Plantagenpflanzung handelt oder der Regen sauer ist? Beides ergänzt sich in furchtbarer Weise.

Wandergenuss und Plantagenwald kommen sich immer wieder in die Quere, wenn man z.B. an Werktagen wandert. Dann kann schon mal ein Wanderweg gesperrt sein mit dem charmanten Hinweis, dass durch Forstarbeiten  Lebensgefahr besteht. Forstarbeiten sind nicht nur eine Behinderung, wenn sie aktuell durchgeführt werden. Die Forstarbeiter hinterlassen nicht selten eine Schreckenslandschaft an grob abgesäbelten Baumstümpfen, auf die Wege ragende Baumtorsos, abgesägte Bäume, die kreuz und quer herumliegen. Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass es sich bei dem was man Wald nennt, um eine Plantage handelt, zumeist Monokulturen von Buchen oder Fichten, die nie ein allzu hohes Alter errichen können. Zwischen den Plantagenpflanzungen befinden sich die Schleppwege für das schwere Forstgerät sowie immer mal dazwischen gerodete Flächen: Ein  Bild der Zerstörung von Leben für die Einen, eine notwendige und nachhaltige Nutzung des Waldes für die Anderen. 




Der Adel und der romantische, pardon, nachhaltige deutsche Wald


Wer die Anderen sind, die gerne das Wort Nachhaltigkeit im Munde führen, ist sehr interessant zu ergründen und wäre eine geschichtswissenschaftliche Untersuchung wert. Denn man stößt auf eine Klientel, die sehr an einer Romantisierung des Waldes im 19 Jh. interessiert war: den Adel (das Bürgertum scheint das bis heute brav verinnerlicht zu haben- siehe oben!). Adel steht nun gar nicht in dem Ruf an kapitalistischer Verwertung interessiert zu sein- denn Adel bedeutet Grundbesitz. Genau das war das Problem des deutschen Adels, der sich zu Beginn der Industrialisierung viel einfallen ließ, um alte Privilegien in  neue politische Systeme zu retten. Selbstredend spielte und spielt der Einfluss des Adels auf politische Entscheidungsträger auch in der deutschen Forstpolitik eine große Rolle. Seit den Nachkriegsjahren ist diese von Adels-/Großgrundbesitzer-Interessen geleitet. 
Als Beispiel sei hier genannt die "Arbeitsgemeinschaft deutscher Waldbesitzer", hier die illustren Vorsitzenden und ihre Ziele:


Friedrich Carl Graf von Westfalen (1948 -1968)
Philipp Freiherr von Boeselager (Mitbegründer des WWF! (K)ein Zufall?)1968 -1988
Franz Ludwig Schenk Graf von Stauffenberg (1988-1992)
Reinhard Freiherr von Schorlemer (1992 -2000)
Michael Prinz zu Salm-Salm (2000-2010)
Philipp Franz Freiherr von und zu Guttenberg (seit 2010)




Nach eigener Darstellung verfolgt die Arbeitsgemeinschaft satzungsgemäß den Zweck, „die Forstwirtschaft des Nichtstaatswaldes in ihrer Leistungsfähigkeit zu fördern und zu heben und sie zu vertreten“. Sie verfolgt dieses Ziel durch „Einflussnahme auf die Gesetzgebung, die Anregung zur Förderung der Forstwirtschaft durch Bund und Länder, die Förderung des Holzabsatzes, die Aus- und Fortbildung und Information der Mitglieder, sowie durch Öffentlichkeitsarbeit“.

(Wikipedia, Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, abgerufen am 16.12.2015, 16.30 Uhr)

 

Der Adlige, Dr. Wolfgang von Geldern ist 1.Vorsitzender der "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald", die auch die "Deutsche Waldjugend" protegiert.-Gleiche Interessenlage! 
Die Einflussnahme auf die Gesetzgebung scheint in Deutschland sehr erfolgreich zu sein: 
Der Wald, indem die Menschen Erholung und sportliche Betätigung suchen, ist nichts anderes als eine jämmerliche Forstplantage, die rücksichtslos ausgebeutet und verwertet wird. Die Forstwirtschaft sorgt sich trotz all ihrer umweltzerstörerischen Aktivitäten sehr um den Wald: 

Wanderer werden als absolute Störenfriede angesehen!-Denn: Zelten im Wald?-Verboten
Querfeldeingehen?-Verboten, Wandern am Abend? -Verboten!
Ein Schild im sogenannten Biospären-Reservat Wasgau/ Vogesen, weist Wanderer darauf hin, dass sie möglichst den Wald zum Einbruch der Dunkelheit zu verlassen haben. Das Wild braucht auch seine Ruhe!
Wanderer stehen schließlich der Jagd im Weg: Noch so ein bekanntes Adelsprivileg, heute ein "Privileg" aller  nachhaltigen Tierschützer. 
Bis zum Jahresende 2015 kamen in Deutschland fünf Menschen zu Tode, weil sie von Jägern versehentlich für Wild gehalten wurden.- Hätten sie sich doch an die Regeln der Forstwirtschaft gehalten und den Frieden der Tiere nicht gestört, diese wandernden Umweltsünder!

Fazit: 
Auch heute bemüht sich die privilegierte Schicht darum, ungerechtfertigte Privilegien durch geschickte Lobbyarbeit und PR-Maßnahmen aufrecht zu erhalten.
Zu nennen sei hier das Schlagwort der Nachhaltigkeit!




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